Performance der Vergangenheit
Um die Entwicklung von Value- im Verhältnis zu Wachstumsaktien zu analysieren, gibt es unterschiedlichste Ansätze. Der wohl Einfachste, aber auch Aussageloseste ist die Performancedifferenz der Vergangenheit zu betrachten. Hier kommt man schnell zum Ergebnis, dass Value-Aktien auf Grund der wesentlich schlechteren Performance in der letzten Dekade im Sinne der Mean-Reversion ein deutliches Aufholpotential haben. Europäische Wachstumsaktien hingegen haben den breiten Index geschlagen und sollten daher korrigieren. Die Performancedifferenz der beiden Stilrichtungen beträgt in Europa von 2010 bis 2020 immerhin 4,7 % pro Jahr. Diese Betrachtung lässt jedoch wesentliche Aspekte wie Bewertung, Wachstum, Profitabilität, aber auch Zukunftsaussichten außen vor und stützt sich lediglich auf die Kursentwicklung der Vergangenheit.
Die Bewertungsperspektive
Wachstumsaktien sind am aktuellen Rand mit einem KGV von annähernd 32 zur eigenen Historie hoch bewertet. Allerdings haben sich auch Value-Aktien im gleichen Zeitraum wesentlich verteuert. Setzt man die beiden KGVs ins Verhältnis, so zahlt man heute etwa doppelt so viel für Wachstumsaktien gegenüber dem Value-Segment. Die Relation hat sich auch zur Historie ausgeweitet, so dass Wachstumsaktien auch unter diesem Sichtpunkt hoch bewertet erscheinen. Es sollte allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass Value-Aktien in der Regel immer wesentlich günstiger sein müssen, schließlich ist das Selektionskriterium darauf ausgerichtet.
Weitere Perspektiven
Da am Finanzmarkt nicht nur die Bewertung von Aktien ausschlaggebend ist, sondern der Kurs von weiteren Parametern beeinflusst wird, lohnt ein Blick auf weitere Charakteristika. Die Profitabilität des Wachstumssegment ist im gleichen Zeitraum wesentlich höher und auch stabiler. Am aktuellen Rand erreichen Wachstumsaktien den dreifachen ROCE, der die Rentabilität des eingesetzten Kapitals misst, was für deutlich höhere Margen und niedrigere Geschäftsrisiken spricht. Man bekommt also eine höhere Qualität.
Der vorherrschende Glaube, dass Wachstumsaktien eine schlechtere Kaitalstruktur aufweisen und daher Korrekturanfällig bei Zinsanstiegen sind, kann für das europäische Segment nicht bestätigt werden. Schon vor zehn Jahren waren diese niedriger verschuldet und konnten das Verhältnis von Fremd- Zu Eigenkapital bis heute sogar weiter verbessern. Growth-Aktien sollten damit auch bei steigenden Anleiherenditen besser aufgestellt sein.
Betrachtet man zu guter Letzt den Mega-Trend Nachhaltigkeit, so erreicht das Wachstumssegment einen deutlich höheren aprox. ESG-Score als Value-Aktien. Setzt man auf eine Mean-Reversion, würde dies auch bedeuten, dass sich teilweise das Investorenverhalten bzgl. der Nachhaltigkeit umkehrt.
Derzeit sind die größten Übergewichte im Value-Bereich dem Energie- und Finanzsektor zuzuordnen. Während Finanzwerte unter dem aktuellen Niedrigzinsumfeld leiden, fehlt es den Ölwerten, im sich fortsetzenden Strukturwandel, an Zukunftsperspektiven. Der seit einigen Wochen steigende Öl-Preis und die wieder steiler werdende Zinskurve hatte zu einer aufkeimenden Value-Rallye geführt. Ob diese jedoch langfristig Bestand haben kann, bleibt abzuwarten.
Auf den richtigen Mix kommt es an
Bei Habbel Pohlig und Partner setzen wir in der Aktienselektion auf unsere selbst entwickelte breit diversifizierte HP&P-Multi-Faktor-Strategie, die Aktien aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet. Portfoliotitel müssen uns ganzheitlich unter den Aspekten Qualität, Risiko, Momentum, Ratings und Aktienrückkäufe überzeugen. Damit wird das Stilrisiko gestreut, die Trefferquote sowie der Erwartungswert erhöht. Die Frage „Value oder Growth“ spielt in unserem Ansatz eine untergeordnete Rolle und wird als Residuum des Selektionsprozesses indirekt beantwortet. Derzeit besitzt das Portfolio einen Bias ins Wachstumssegment.
Seit Mitte 2020 suchen wir die Titel des dynamische Aktienfonds HP&P Euro Select (ca. 75% Aktienmarktrisiko) an Hand der HP&P-Multi-Faktor-Strategie mit überzeugenden Resultaten aus. Auch in dem im November neu aufgelegte defensive Aktienfonds HP&P Stiftungsfonds (ca. 25% Aktienmarktrisiko), kommt die Strategie zum Tragen.