Das Spektrum der Value-Ansätze ist breit gefächert, alle haben jedoch gemein, dass sie nach dem kaufmännisch logischen Prinzip vermeintlich unterbewertete Titel erwerben um sie nach einer längeren Halteperiode und der Auflösung der Bewertungsdifferenz mit einem Gewinn zu verkaufen. Wir definieren Value aus einer rein systematischen Perspektive. Hierfür sortieren wir die rund dreihundert Werte des breiten Euro Stoxx-Index gemäß ihrer geschätzten Kurs-Gewinn-, Kurs-Buchwert- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse und bilden einen Gesamtbewertungsrang.
Entwickelt sich der Value-Stil besser als der Gesamtmarkt, bauen Value-Werte auf ihrem Weg von „Günstig“ zu „Teuer“ zwangsläufig Momentum auf, dass wir anhand der Kursentwicklung über die letzten zwölf Monate messen. In guten Value-Phasen werden Value-Investoren somit zu Trendfolgern, oder aber anders herum bekommen Momentum-Investoren ein indirektes Value-Exposure. Die Überschneidung hat in der Regel so lange Bestand, wie der Kursanstieg die Entwicklung der Fundamentalkennzahlen nicht signifikant übersteigt und günstige Titel auch nach deren Kursanstieg noch günstig bleiben.
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Die normale Situation – jahrelang keine Überschneidungen
In der Phase der jahrelangen Underperformance des Value-Segments und der gleichzeitig starken Entwicklung des Momentum-Stils, waren nur wenige Titel zum selben Zeitpunkt beiden Segmenten zuzuordnen. Um dies zu visualisieren, sortieren wir die gut dreihundert Werte des Euro Stoxx Universums gemäß ihrer Bewertung und gemäß Ihrer Kursentwicklung der letzten zwölf Monate und stellen die Ergebnisse in einem zweidimensionalen Punktediagramm dar. Beispielhaft für die Normalsituation der letzten Dekade betrachten wir Ende 2018, eine Phase, in der Value-Investing nicht, Momentum jedoch umso besser funktionierte. Es ergibt sich folgendes Bild: nur etwas mehr als zehn Werte gehören sowohl zu dem Drittel mit der günstigsten Bewertung als auch zu dem mit dem höchsten Momentum. Vielmehr bestand ein negativer Zusammenhang zwischen den Stilen. Ende 2018 hatten sich Value Titel demnach die letzten zwölf Monate mehrheitlich schlechter Entwickelt als vermeintlich teure Unternehmen.
Aktuelle Situation: Wenn Value zu Momentum wird
Am aktuellen Rand kommt es zu einem differenzierten Bild. Mittlerweile sind zahlreiche Unternehmen mit hohem Momentum auch dem Value-Segment zuzurechnen. Es besteht sogar ein leicht positiver, wenn auch nicht signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Segmenten. Zahlreiche Value-Werte gehören aktuell zu den Top-Performern der letzten zwölf Monate, die selbst nach den starken Kursanstiegen weiterhin dem Value-Segment zuzuordnen sind. Dies kann zum einen über eine sehr hohe zwischenzeitliche Bewertungsdifferenz, oder aber an einer noch besseren Entwicklung der Fundamentaldaten erklärt werden.
Phasen mit positiver Korrelation zwischen Value- und Momentum-Platzierung waren in den letzten zehn Jahren rar und erscheinen aussichtsreich für Value-Investoren. Eine dauerhaft positive Korrelation beider Stile ist jedoch nahezu ausgeschlossen, da Value-Titel, die eine hohe Performance erzielen (vorausgesetzt der Kurs entwickelt sich stärker als die fundamentalen Kennzahlen), aufwerten und zwangsläufig nicht mehr dem Value-Segment zuzuordnen sind.
Unsere eigene empirische Kapitalmarktforschung legt nahe, dass die Würdigung von Bewertungskennzahlen im Selektionsprozess in den letzten zehn Jahren zu keinem stabilen Mehrwert führte. Daher verwenden wir keine dezidierte Value-Komponente in unserer Multi-Faktor-Strategie. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir Value-Werte ausschließen, oder gar die Gegenposition einnehmen. Vielmehr qualifizieren sich aussichtsreiche Werte, zu denen auch Value-Titel gehören können, über ihre Gesamtattraktivität unter den Aspekten Momentum, Ratings, Aktienrückkäufe, Qualität und Risiko.
Seit Mitte 2020 suchen wir die Titel unseres dynamische Aktienfonds HP&P Euro Select (ca. 75% Aktienmarktrisiko) anhand der HP&P-Multi-Faktor-Strategie mit überzeugenden Resultaten aus. Der Fonds überzeugt im letzten Jahr mit einer der besten Risk-Return-Relationen der Peergroup, so konnte eine Performance von über 30% mit einer Volatilität von etwas über zehn erzielt werden.
Auch der im November 2020 neu aufgelegten defensive Aktienfonds HP&P Stiftungsfonds (ca. 25% Aktienmarktrisiko) kommt die HP&P Multi-Faktor-Strategie zum Tragen.